Phongsavath Manithong, 22 Jahre
Laos: 2014
Phongsavath Manithong kämpft als Mitglied der „Ban Advocates“ von Handicap International für die universelle Ächtung von Streubomben. 2008 reißt ihm eine Explosion beide Hände ab und raubt ihm das Augenlicht. Der Teenager ist in seinem Heimatdorf auf dem Weg zur Schule, als ein Freund eine merkwürdige Eisenkugel findet. Ein Streubomben-Blindgänger aus Zeiten des Vietnam-Kriegs. Laos ist, pro Kopf gemessen, das am stärksten von Bomben getroffene Land der Welt. Weil Phongsavath Manithong Geburtstag hat, drückt der Freund ihm die interessante Kugel als Geschenk in die Hand.
Wut auf jene, die die Bomben geworfen haben, hat Phongsavath Manithong nicht. Vielleicht liegt es daran, dass er den Krieg nicht miterlebt hat. Vielleicht einfach nur, dass er ein junger Mann ist, der von der großen Liebe träumt. Von einer Zukunft, die diesen Namen verdient.
„Ich will die Menschen fröhlich machen“, sagt der heute 22-Jährige und erzählt von seinen Erfolgen als Hiphop-Tänzer, von einem Auftritt vor tausend Menschen bei einer internationalen Konferenz, als er seine eigene Geschichte tanzt, um auf die Gefahren durch Streubomben hinzuweisen. Rund 80 Millionen Blindgänger stecken noch im Boden seines Heimatlandes. „Ich konnte es am Applaus hören. Ich hatte das Publikum wirklich bewegt. Es war ein gutes Gefühl“, sagt er.
Zurzeit arbeitet der 22-Jährige an einer eigenen CD. „Please Tell Me“ lautet sein persönlicher Hit. Kein Lied über die Schrecken von Bombenexplosionen, sondern ein Liebeslied. „Vielleicht hört ja eines Tages das richtige Mädchen zu“, meint der 22-Jährige.
Doch vom Tanzen und Singen wird er nicht leben können. Da macht er sich keine Illusionen. „Am liebsten würde ich Wirtschaft studieren. Mein eigenes kleines Geschäft aufmachen. Vielleicht mit einem Freund“, sagt er. Es klingt nach einem fernen Traum.
„Ich konnte es am Applaus hören. Ich hatte das Publikum wirklich bewegt. Es war ein gutes Gefühl“.
Diese Geschichte ist Teil unserer Wanderausstellung barriere:zonen. Die Ausstellung können Sie gerne ausleihen und mithelfen, diese Geschichten und ihre starken Botschaften zu verbreiten. Gerne kommt der Autor Till Mayer zu einem Vortrag.
Hintergrund
(Stand 2014) Von 1964 bis 1973 fliegt die US Air Force mehr als ein halbe Million Angriffe auf Laos. Über zwei Millionen Tonnen abgeworfener Bomben pflügen ganze Landstriche buchstäblich um. Laos ist, pro Kopf gemessen, das am stärksten von Bomben getroffene Land der Welt. 80 Millionen Blindgänger sind bis heute nicht entschärft - sie töten und verstümmeln noch immer Menschen. Die Teams von Handicap International und anderen Organisationen haben sich das große Ziel gesetzt, zumindest die wichtigsten Lebensräume von Blindgängern zu befreien.
Die gesamte Geschichte mit noch mehr Bildern und in voller Länge finden Sie auf Spiegel Online.
So unterstützt Handicap International
Laos ist, pro Kopf gemessen, das am stärksten von Streubomben getroffene Land der Welt. Millionen Blindgänger sind bis heute nicht entschärft – sie töten und verstümmeln noch immer Menschen. Die Demokratische Republik Laos war der zweite Staat, der am 3. Dezember 2008 in Oslo den Vertrag über ein Verbot von Streubomben unterzeichnete (Oslo-Abkommen) – nach dem Gastgeberland Norwegen. Der Vertrag kam nach sechs Jahren intensiven Engagements durch „Ban Advocates“ wie Phongsavath, Kampagnenarbeit der Zivilgesellschaft, an der auch HI in großem Umfang beteiligt war, und Verhandlungen mit der internationalen Staatengemeinschaft zustande.
Er verbietet den Einsatz, die Produktion, Weitergabe und Lagerung von Streumunition. Zudem sind die Vertragsstaaten innerhalb von zehn Jahren nach Inkrafttreten des Übereinkommens am 1. August 2010 dazu verpflichtet alle Streumunitionsrückstände zu räumen und vernichten. Laos war in den letzten Jahren von allen von Streumunitionsblindgängern betroffenen Ländern stets das Land, das die meiste Fläche in einem Jahr geräumt hat. Auch HI unterstützt die Räumung in Laos und wurde im Jahr 2006 als unabhängiges Räumungsunternehmen anerkannt.
- Lesen Sie hier mehr über die menschenverachtende Streumunition.
Auch Explosivwaffen – konventionelle Waffen, die Sprengstoff explodieren lassen wie Granaten, Raketen, improvisierte Sprengsätze und auch Streubomben – töten und verstümmeln. Daten der letzten Jahre haben immer wieder gezeigt, dass wenn diese in bevölkerten Gebieten, wie Städten und Dörfern eingesetzt werden, über 90 Prozent der Opfer aus der Zivilbevölkerung stammen. Handicap International setzt sich dafür ein, dass der im Völkerrecht verankerte besondere Schutz, unter dem die Zivilbevölkerung steht, wieder mehr geachtet wird und die Überlebenden explosiver Kriegsreste unterstützt werden.
Zusammen mit dem Internationalen Netzwerk zu Explosivwaffen (INEW) beteiligten wir uns aktiv an dem diplomatischen Prozess zur Ausarbeitung einer politischen Erklärung, die dem besseren Schutz der Zivilbevölkerung vor dem Einsatz von Explosivwaffen in bevölkerten Gebieten (EWIPA) dienen soll. Die politische Erklärung wurde bei einer offiziellen Unterzeichnungskonferenz in Dublin am 18. November 2022 bereits von vielen Staaten angenommen und beinhaltet wesentliche Forderungen von HI und INEW: So werden die humanitären Auswirkungen des Einsatzes von EWIPA erstmals anerkannt und klare Verpflichtungen für die Staaten, unter anderem zur Opferhilfe, zur Räumung von Kampfmittelrückständen und zur Risikoaufklärung genannt.
- Lesen Sie hier mehr über die politische Erklärung zu Explosivwaffen.