Naing Htoo, 17 Jahre
Myanmar (Burma): 2009
Das Unglück traf Naing Htoo schon bei seinem ersten Kampfeinsatz. Mit einem anderen Kämpfer hetzte er durch ein Minenfeld. Seinem Kameraden riss es beide Beine ab, Naing Htoo verlor durch die gleiche Mine die linke Hand und Teile des Unterarms. Die Splitter verkrüppelten seine rechte Hand und hämmerten sich in sein Gesicht. Dabei blieben die Augen nicht verschont.
Jetzt sitzt er aufrecht auf der Holzpritsche des Milizhospitals in Koukou. Stundenlang, mit steifem Rücken, und lauscht angestrengt in seine eigene Dunkelheit. Naing Htoo ist gerade 17 Jahre alt. Der junge Mann war stolz, als er vor wenigen Monaten zum ersten Mal die Uniform tragen durfte. Gestern war seine Schwester mit ihrem kleinen Kind zu Besuch da. Als Naing Htoo mit dem Kleinen spielte, lächelte er zum ersten Mal seit zwei Monaten.
„Es ist jetzt immer dunkel. Manchmal denke ich mir, das kann nur ein böser Traum sein. Doch es wird nicht mehr hell“, sagt der Teenager leise. Seine Welt aus Dunkelheit ist voller Barrieren. Der Stuhl, der im Weg steht. Die kleine Stufe, über die er stolpert. Wie wird es erst, wenn er zurück in sein Dorf kommt? Völlig blind. Naing Htoo hat Angst davor. Aber er hat sich versprochen, dass er sie seiner Familie nicht zeigt. Damit seine Eltern nicht den Mut verlieren.
„Es ist jetzt immer dunkel. Manchmal denke ich mir, das kann nur ein böser Traum sein. Doch es wird nicht mehr hell.“
Diese Geschichte ist Teil unserer Wanderausstellung barriere:zonen. Die Ausstellung können Sie gerne ausleihen und mithelfen, diese Geschichten und ihre starken Botschaft zu verbreiten. Gerne kommt der Autor Till Mayer zu einem Vortrag.