Phet in ihrem Garten.

Phet Laktasabout, 60 Jahre

Laos: 2014

Die Grube wird Phet Laktasabout nie vergessen. Mit Schaufeln haben die Dorfbewohner sie hastig ausgehoben. Knapp 25 Quadratmeter misst sie, keine zwei Meter tief. Darüber legen sie Baumstämme, Bambus und Laub. Das ist der größtmögliche Schutz, den sie haben. Die Grube bewahrt alle, die darin Zuflucht suchen, vor dem Tod. 20 Menschen, die sich bei jedem Angriff aneinander kauern, wenn über das Dorf Oudomxay, die umliegenden Reisfelder und den Dschungel der Bombenregen niedergeht.

In kurzen Sätzen erzählt die 60-Jährige vom Krieg. Wie sich die Kinder im Erdloch heiser weinen, draußen das Vieh schreit. Wie die Erde zittert und die Angst die Kehle zuschnürt. Jahr für Jahr geht das so. Von 1964 bis 1973 fliegt die US Air Force mehr als eine halbe Million Angriffe auf Laos. Über zwei Millionen Tonnen abgeworfener Bomben pflügen ganze Landstriche buchstäblich um. Laos ist, pro Kopf gemessen, das am stärksten von Bomben getroffene Land der Welt. 80 Millionen Streubomben-Blindgänger sind noch nicht entschärft.

Hätte damals eine der Bomben die Grube getroffen, wäre sie zum Massengrab geworden. „Was für ein Glück wir hatten“, sagt die alte Dame heute. Es sind tapfere Worte. Sie selbst ist nicht verschont geblieben. Mit 16 Jahren tritt sie auf einen Blindgänger. Die Explosion reißt ihr das linke Bein ab. Splitter verletzen zwei Freundinnen und zerfetzen den Körper einer dritten.

„Bis zu hundert Opfer sind es immer noch jährlich, die Arme, Beine, Augenlicht oder ihr Leben verlieren“, sagt die alte Dame. Sie ist zu einer Kämpferin gegen Streubomben geworden. In den heimischen Schulen warnt sie die Kinder davor, mit Blindgängern zu spielen. Versucht die Dorfbewohner davon abzuhalten, nach Bomben zu suchen, um den Kriegsschrott als Altmetall zu verkaufen. Selbst nach Europa reist sie im Auftrag der Organisation Handicap International: als „Ban Advocate“.

„Ich habe gelernt, keine Angst mehr zu haben, wenn ich ein Flugzeug am Himmel sehe. Ich habe ein erfülltes Leben. Aber die Wut wird bleiben. Wie kann man nur ein Land und seine Menschen so heimsuchen. Bis heute weigern sich die USA, Streubomben zu ächten.“

Diese Geschichte ist Teil unserer Wanderausstellung barriere:zonen. Die Ausstellung können Sie gerne ausleihen und mithelfen, diese Geschichten und ihre starken Botschaften zu verbreiten. Gerne kommt der Autor Till Mayer zu einem Vortrag.

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Hintergrund

(Stand 2014) Von 1964 bis 1973 fliegt die US Air Force mehr als ein halbe Million Angriffe auf Laos. Über zwei Millionen Tonnen abgeworfener Bomben pflügen ganze Landstriche buchstäblich um. Laos ist, pro Kopf gemessen, das am stärksten von Bomben getroffene Land der Welt. 80 Millionen Blindgänger sind bis heute nicht entschärft - sie töten und verstümmeln noch immer Menschen. Die Teams von Handicap International und anderen Organisationen haben sich das große Ziel gesetzt, zumindest die wichtigsten Lebensräume von Blindgängern zu befreien.

Die gesamte Geschichte mit noch mehr Bildern und in voller Länge finden Sie auf Spiegel Online.

So unterstützt Handicap International

Die 60-jährige Phet Laktasabout verlor ihr Bein durch die Explosion einer der Millionen Blindgänger, die seit der Bombardierung vor 50 Jahren Laos übersäen. Streubomben sind Behälter, die viele kleine Geschosse über eine breite Fläche verteilen. Sie können vom Boden abgeschossen oder aus der Luft abgeworfen werden. Beim Aufprall explodieren oft nicht alle Geschosse und bleiben als Blindgänger liegen. Diese können nicht zwischen militärischen und zivilen Zielen unterscheiden, weshalb die meisten Opfer aus der Zivilbevölkerung stammen. Handicap International unterstützt die Überlebenden dieser menschenverachtenden Waffen und setzt sich für ihre Räumung und weltweite Ächtung ein.