Thema: Behinderung
(Stand 2015) Weltweit leben zwischen 15 und 20 Prozent aller Menschen mit einer Behinderung. Und es werden immer mehr, da die Menschen immer älter werden und sich Behinderungen verursachende Krankheiten (z.B. Diabetes) besonders in Entwicklungsländern rasch ausbreiten.
Es entsteht nicht selten ein Teufelskreis aus Armut und Behinderung. Aus Situationen der Armut entstehen oft Behinderungen – und Behinderung führt wiederum oft zu Armut. Laut WHO haben nur 12,8 Prozent des reichsten Fünftels der Menschheit eine Behinderung – im ärmsten Viertel sind es mit 21,2 Prozent fast doppelt so viele. Kinder mit Behinderung werden in ärmeren Ländern seltener eingeschult und sind im Schnitt 1-2 Jahre kürzer in der Schule.
Oft sind Mädchen und Frauen mit Behinderungen zusätzlich von Diskriminierung und Gewalt aufgrund ihres Geschlechts betroffen. Nur 45 von 100 Jungen mit Behinderung schließen die Grundschule ab, bei Mädchen mit Behinderung sind es sogar nur 33. Bei Kindern ohne Behinderung sind es 56 bzw. 42 von 100. Kinder mit sensorischen oder intellektuellen Beeinträchtigungen sind stärker benachteiligt als Kinder mit körperlichen Behinderungen.
UN-Konvention und menschenrechtsbasierter Ansatz
Handicap International setzt sich bereits seit 1982 auf lokaler und auf internationaler Ebene für Menschen mit Behinderung (und andere sozial benachteiligte Gruppen) ein. Ein oftmals mühsamer Prozess.
Doch seit 2006 hat dieses Engagement ein entscheidende Bestärkung bekommen: Mit der Verabschiedung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung, der die Mehrheit der Staaten mittlerweile beigetreten ist, haben Menschen mit Behinderung nun einen sehr klar definierten Rechtsanspruch auf Gleichstellung. Diese Entwicklung spiegelt auch den veränderten Behinderungsbegriff wieder.
Früher ging man davon aus, dass die individuelle Beeinträchtigung dazu führte, dass der oder die Betroffene nicht oder nur zum Teil an der Gesellschaft teilhaben kann. Heute verwendet man eine soziale Definition: Erst die Gesellschaft und ihre Barrieren machen aus den Beeinträchtigungen Behinderungen.
Durch die UN-Konvention wird dieser Ansatz völkerrechtsverbindlich eingeführt. So können Menschen mit Behinderung, wie alle anderen Menschen auch, gleichberechtigt ihr Recht auf gesellschaftliche Teilhabe einfordern.
Kriege und Konflikte als Ursache für Behinderung
Ursachen für Behinderungen gibt es viele. So fordern Kriege und ihre Spätfolgen – wie Landminen und Blindgänger - noch Jahre nach dem Konflikt ihre Opfer, die dann oft jahrzehntelang mit Verletzungen und Behinderungen leben müssen. Opfer, das sind die Überlebenden von Angriffen oder von Unfällen mit explosiven Kriegsresten, aber auch die Menschen, die durch Unfälle oder Angriffe Angehörige verloren haben. Der erweiterte Opferbegriff umfasst alle Menschen, deren Alltag durch Kriegsreste bedroht ist.
Opferhilfe
Die Hilfe für die Betroffenen umfasst viele Aspekte. Im Falle von Minen und Streubomben gilt auch hier wieder ein auf Rechte basierender Ansatz. Deutschland ist durch die Ratifikation der UN-Konvention auch in der internationalen Zusammenarbeit zur Umsetzung und Förderung der Konvention verpflichtet.
Zusätzlich sprechen die internationalen Verträge über die Verbote von Minen und Streubomben den Überlebenden das Recht auf medizinische Versorgung, physische und psychologische Unterstützung für sie und ihre Familien, sowie soziale und wirtschaftliche Inklusion für sie und die weitergefasste Gruppe der Opfer zu.
Handicap International engagiert sich auf all diesen Ebenen: durch orthopädische Hilfsmittel, Physiotherapie, psychologische Betreuung, Wiedereingliederungshilfe in Schule und Beruf, aber auch durch die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Rechte von Menschen mit Behinderung, Aufklärung der Bevölkerung über die Risiken von explosiven Kriegsresten und deren Räumung und zu guter Letzt durch das internationale Engagement für ein universelles Verbot von Minen und Streubomben.
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